Arzneimittelrückstände sind ein Problem für unsere Gewässer

Etwa 30 Prozent der Fließgewässerstrecken in Niedersachsen sind mit Abwässern belastet, die Medikamentenrückstände enthalten. Das hat ein Forschungsprojekt des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) herausgefunden.

Erhöhte und hohe Abwasserbelastungen treten an insgesamt 6 % der gesamten Fließgewässerlänge auf. Großräumig betroffen sind v.a. Abschnitte an der mittleren Hase westlich von Osnabrück sowie südlich der Aller im Raum Hannover-Braunschweig. Kleinräumig finden sich kurze Gewässerabschnitte mit erhöhter und hoher Belastung jedoch auch in anderen Landesteilen, u.a. bei Göttingen, bei Emden und an der oberen Soeste.

Grund für die Belastung ist, dass bestimmte Arzneimittel für den Menschen, wie zum Beispiel auch die weit verbreiteten Schmerzmittel, von kommunalen Kläranlagen bislang nicht ausreichend abgebaut werden.

Für den Menschen sind die Rückstände in den bisher gefundenen Konzentrationen wohl nicht unmittelbar gefährlich, für die Tier- und Pflanzenwelt ist die Medikamentenbelastung jedoch ein Problem. Denn Fische, Schnecken und Frösche reagieren v.a. auf hormonell wirksame Stoffe sehr empfindlich, Schädigungen ihrer Fortpflanzungssysteme können die Folge sein.

Ich finde: Medikamente wie Schmerzmittel oder Antibiotika gehören nicht in unsere Flüsse – sowohl aus der Humanmedizin und natürlich noch viel weniger aus der Tiermedizin. Deswegen müssen die Hersteller von Arzneimittelwirkstoffen mit möglicher Umweltrelevanz verpflichtet werden, sämtliche Informationen bzgl. der absoluten Einsatzmenge, des Umweltverhaltens, der Toxizität sowie der Entfernbarkeit in der Abwasserreinigung und der Wasseraufbereitung zur Verfügung zu stellen, damit alle, die mit diesen Stoffen umgehen – bis hin zu den Kläranlagenbetreibern – alles dafür tun können, dass diese nicht in die Umwelt gelangen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen aufgeklärt werden, dass sie ihre Medikamentenreste gewässerschonend, und nicht etwa über die Toilette, entsorgen. Bei der Stoffzulassung sollte darüber hinaus die Umweltverträglichkeit künftig viel stärker berücksichtigt werden, so dass die Pharmahersteller bei allem Primat der Medikamentenwirksamkeit ihr Augenmerk bei der Medikamentenentwicklung zukünftig auch auf die biologische Abbaubarkeit ihrer Produkte bzw. eine möglichst geringe Umwelttoxizität legen.

Wir Grüne haben dazu bereits im Frühjahr einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der leider im federführenden Umweltausschuss keine Mehrheit gefunden hat.

Auch die Einführung eines Schwellenwerts für Human- und Tierarzneimittel im Grundwasser, wie ihn das Umweltbundesamt fordert, halte ich für sinnvoll.

Hier findet ihr die Studie des NLWKN zum Download.

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