Gerne bin ich einer Einladung der Greenpeace Kontaktgruppe Ostfriesland gefolgt, an einer Podiumsdiskussion teilzunehmen zum Thema Plastikmüll und Mikroplastik in unseren Gewässern.
Die ostfriesischen Greenpeacer hatten einen Teil der Pausenhalle der BBS II Emden in eine informative Ausstellung zu den Themen verwandelt. Leider konnte die Meeresbiologin Sandra Schöttner von Greenpeace aus Hamburg krankheitshalber nicht dabei sein auf dem Podium, spontan übernahm ich daher auch ihren Part zu Mikroplastik.
Klaus Pieper erzählte von einer Aktion, bei der die Greenpeace-Gruppe in Emden enorm viel Plastikmüll gesammelt hatte. Viele lassen ihren Müll einfach dort, wo sie gerade sind, ungeachtet dessen, ob sie draußen in der Natur sich aufhalten oder ein Mülleimer in der Nähe ist, berichtete Pieper und forderte eine dringend gebotene Verhaltensänderung. Genau das versucht der Lehrer Jochen Scheuermann vom Max-Windmüller-Gymnasium. In der Schule versucht er, interdisziplinär die Schüler für das Thema Müll und Umwelt zu sensibilisieren. Bequemlichkeit sei das Problem – das fange schon an bei der Wahl zwischen Einweg-Kaffeebecher und Pfandbechern in der Schule. Umso wichtiger finde ich das Engagement der Schule für eine entsprechende Bewusstseinsbildung – auch bezüglich der Müllflut in Folge unserer Convenience-Konsumgesellschaft.
Deutschland ist trauriger Europameister bei der Abfallproduktion, andere Länder sind uns als ehemaligem Umwelt-Vorreiterland inzwischen weit enteilt. So gelang es Irland durch die Einführung einer Pflichtabgabe auf Plastiktüten, den Verbrauch dieser Wegwerfprodukte massiv zu reduzieren.
Das kleine afrikanische Land Rwanda geht seit 2008 sogar noch einen Schritt weiter und hat Einfuhr und Inverkehrbringen von Plastiktüten gesetzlich strikt untersagt, wie man dort schon bei der Einreise auf dem Flughafen – bereits vor der Passkontrolle – unmißverständlich mitgeteilt bekommt.
Plastikmüll – und gerade die Gefahr für unsere Meere und ihre Bewohner durch Geisternetze, in denen sich Vögel wie Fische strangulieren können, oder durch Mikroplastik, das Mägen von Tieren füllt ohne sie zu ernähren und an dem sich Bakterien und andere Umweltgifte anlagern können, die dann mit dem Plastik in die Nahrungskette gelangen können – beschäftigt viele Menschen, wie die rege Diskussion im Anschluss an unsere Inputs zeigte. Auch was endokrine Disruptoren, also hormonell wirkende Stoffe, die zum Beispiel als Weichmacher in vielen Kunststoffen enthalten sind, angeht, gibt es noch großen Aufklärungs- und politischen Handlungsbedarf. Gerade erst führten wir in der Bundestagsfraktion dazu ein Fachgespräch durch, in dem neben den Gefahren für die tierische und menschliche Fruchtbarkeit auch Auswirkungen solcher Hormongifte wie z.B. Bisphenol auf krankhafte Dispositionen zur Fettleibigkeit aufgezeigt wurden.
Immer wieder war dem Publikum und uns auf dem Podium klar: Wir brauchen schnellstmöglich eine nachhaltige Chemie- und Abfallpolitik, die eine strikte Reduzierung und Verbote von völlig unsinnigen Produkten zum Ziel hat. Plastiktüten, Einweg-Coffee-to-Go-Becher und die teuren Kaffeekapseln sind dabei nur die Spitze des Eisbergs, wo wir sofort anfangen können und müssen. Jede und jeder für sich beim persönlichen Einkauf, aber auch wir im Bundestag, wenn vor manchem Unsinn bewahren nur klare Regeln!
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