Plastikmüll im Meer – Ortsbesuch auf Helgoland

Die Helgoländer Basstölpel bauen ihre Nester häufig aus Plastiknetzresten aus der Fischerei - einige Vögel verheddern sich und verenden kläglich. Die Helgoländer Basstölpel bauen ihre Nester mittlerweile meist aus Plastiknetzresten aus der Fischerei - einige Vögel verheddern sich und verenden kläglich.

Die Helgoländer Basstölpel bauen ihre Nester mittlerweile meist aus Plastiknetzresten aus der Fischerei – einige Vögel verheddern sich und verenden kläglich.

Seit den 50er Jahren ist die weltweite Kunststoffproduktion massiv angestiegen. Damit nahm auch die Menge an Plastikmüll in den Weltmeeren kontinuierlich zu. Die Folge: Wildtiere verheddern sich und ertrinken, ein Großteil der Seevögel hat Plastikmüll im Magen, viele verenden daran.

Mit der Zeit zerfällt der Müll in kleine Teilchen, sogenanntes Mikroplastik. Teilweise wird Mikroplastik Körperpflegeprodukten wie Peelings oder Duschgels auch bewusst zugesetzt und gelangt, von Kläranlagen häufig nicht rausgefiltert, wieder in die Umwelt. Auch der Abrieb von Autoreifen und aus Fleecejacken ausgewaschene Kunstfasern landen im Meer.

Um mich genauer über die Problematik zu informieren, habe ich mich Anfang April auf Helgoland mit Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts ausgetauscht. Dr. Gunnar Gerdts und Dr. Sebastian Primpke erklärten mir, wie sie den winzig kleinen Partikeln auf die Spur kommen. Gunnar Gerdts leitet seit Herbst 2015 das von der Europäischen Union geförderte Verbundprojekt „Baseman“. Darin sollen einheitliche Standards für die Bestimmung und Erfassung von Mikroplastik entwickelt werden.

Gemeinsam mit Gustav Zielke, dem stellvertretenden Grünen Landrat des Landkreises Friesland (r.), und der Nachhaltigkeitsbeauftragten der Grünen Bundestagsfraktion Valerie Wilms (2.v.r.), habe ich mich bei Gunnar Gerdts (Mi.) und Sebastian Primpke (l.) über Mikroplastik informiert.

Um Mikroplastikpartikel eindeutig zu identifizieren, nutzen Gunnar Gerdts und Sebastian Primpke Hightech-Analysegeräte, die genau erkennen, aus welchen Substanzen ein Partikel besteht. Sonst ist die Verwechslungsgefahr mit Sandkörnern oder Muschelteilchen zu groß.

Um Mikroplastikpartikel eindeutig zu identifizieren, nutzen Gunnar Gerdts und Sebastian Primpke Hightech-Analysegeräte, die genau erkennen, aus welchen Substanzen ein Partikel besteht. Sonst ist die Verwechslungsgefahr mit Sandkörnern oder Muschelteilchen zu groß.

Die Ausbeute von zehn minuten Sammeln: Plastikmüll von der Helgoländer Düne

Die Ausbeute von zehn Minuten Sammeln: Plastikmüll von der Helgoländer Düne

Fest steht: es gibt noch eine Menge Forschungsbedarf, etwa, wie hoch die Konzentration von Kunststoffpartikeln im Meer tatsächlich ist, ob sie ins Gewebe von Tieren eindringen oder wieder ausgeschieden werden und ob wir Menschen beim Genuss eines Fischgerichts Plastik mitessen. Ungeklärt bisher auch, warum gerade das arktische Meereis, das Gunnar Gerdts Kolleginnen und Kollegen von ihren Ausfahrten mitgebracht haben, so viele Plastikteilchen enthält – bis zu zehn Millionen Partikel pro Kubikmeter Eis! Zum Vergleich dazu deuten seine Analysen darauf hin, dass in einem Kubikmeter Nordseewasser durchschnittlich drei bis zehn Mikropartikel schweben.

Für mich ist klar: wir müssen jetzt handeln, um die Flut von Kunststoffabfällen ins Meer zu stoppen. Dazu müssen wir von einer Wegwerfkultur wegkommen, die immer absurdere Blüten treibt. In Deutschland hat die Menge an Kunststoffverpackungen seit 2009 um fast ein Drittel zugenommen. Der Trend geht zu Kaffeekapseln, Einwegbechern und –flaschen. Wenn die Hersteller nicht von selbst Konzepte zur Müllvermeidung auflegen, muss über Umweltabgaben nachgedacht werden. Es braucht stärkere Anreize für mehr Müllvermeidung und Recycling.

Das sieht eine wachsende Anzahl von Menschen genauso und spricht sich etwa dafür aus, dass Plastiktüten nicht mehr kostenlos abgegeben werden. Leider lässt sich die Bundesregierung hier von den Einzelhändlern hinhalten, die den Stichtag 1. April für die kostenpflichtige Beutelabgabe haben verstreichen lassen. Ich setze mich außerdem für ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika ein. Auch wenn sie nicht die relevanteste Eintragsquelle ist, kann  der Verschmutzung hier am einfachsten ein Riegel vorgeschoben werden. Für Abrieb und Auswaschungen müssen Lösungen wie alternative Werkstoffe und weitere Reinigungsstufen für Kläranlagen entwickelt werden.

Weitere Infos:

  • Plastikmüll im Fokus des Alfred-Wegener-Instituts
  • Rebecca Störmer hat auf Helgoland ein tolles Projekt zur Plastiktütenvermeidung gestartet, die „Green Anna“
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