Guten Appetit – Plastik statt frischem Fisch auf den Tisch!

CFalk/pixelio.de

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Mikroplastik weiter verbreitet als bisher angenommen – Bundesregierung aber weiterhin unwissend über die Belastungen in Deutschland.

Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, dass kleine Kunststoffpartikel z.B. Kosmetika beigesetzt werden und diese anschließend frei der Umwelt zu finden sind. Doch die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage Mengen, Verbleib und Auswirkung von Mikroplastik macht klar, dass wir bisher erst die Spitze des Eisberges sehen. Nach Angaben der Bundesregierung ist bisher von mehr als 250 marinen Lebewesen bekannt, dass sie Kunststoffe während der Nahrungsaufnahme aufnehmen. Darunter sind Schalen- und Krustentiere sowie Fischarten wie die Sprotte, die auch für die menschliche Ernährung Bedeutung haben.

Nahrungsnetz im Meer schon heute grundsätzlich gestört

Passen muss die Bundesregierung allerdings bei der Frage, wie die Belastung der deutschen Gewässer aussieht. Hier kann sie bisher nur Daten aus dem Mittelmeer und dem Pazifik nennen. So ist das Verhältniss Plastikteilchen zu Zooplankton (kleine Tierchen im Wasser, Ruderfußkrebse aber auch Larven von Krebsen oder Fischen) im nordwestlichen Mittelmeer 1:2 und im pazifischen Müllstrudel sogar 6:1. Das heißt, auf ein Tierchen kommen sechs Plastikteilchen. Zooplankton spielt als Nahrungsquelle für Fische und viele andere Meereslebewesen eine entscheidende Rolle. Wenn nun auf ein Nahrungsteilchen sechs Plastikteilchen kommen wird klar: Das Nahrungsnetz ist grundsätzlich gestört.

Dabei ist noch nicht mal unterstellt, dass diese Plastikteilchen auch aufgenommen werden. Doch auch die Bundesregierung gibt zu, dass Mikroplastik gefressen und über den Verdauungstrakt ins Körpergewebe eingelagert werden kann. Somit landet dieses Plastik auf unseren Tellern.

Immer mehr Einsatzgebiete von Mikroplastik

Die einzige Zahl, die die Bundesregierung  für Deutschland liefern kann, ist eine Schätzung. Die Bundesregierung geht  von einer  jährlichen Gesamtmenge von Mikroplastik in kosmetischen Mitteln aus Polyethylen (PE) von etwa 500 t aus. In wie weit diese in den Kläranlagen zurückgehalten werden können, kann die Bundesregierung immer noch nicht sagen (vergleiche Antwort der Bundesregierung vom November 2012 Bundestagsdrucksache 17/11736) und verweist auf Studien aus den Niederlanden und Russland. Dafür liefert sie weitere Beispiele, wo Mikroplastik ohne eine sachgemäße Entsorgung zum Einsatz kommt: Zum Beispiel bei der Verwendung von Mikroplastik in Wasch- und Desinfektionsmitteln im Gewerbe und der Industrie oder in Strahlmitteln zum Entgraten und Reinigen von Oberflächen

Bundesregierung will nur reden und nicht handeln

Klar ist auch der Bundesregierung, dass die massive Freisetzung von Plastik (insbesondere von Mikroplastik) in die Umwelt, nachgewiesen schädlich für Meeresorganismen ist und diese Freisetzung langfristig gegen Null reduziert werden sollte. Doch weder sind entsprechende ausreichende Forschungsvorhaben gestartet worden, noch handelt die Bundesregierung, um die Freisetzungen einzuschränken. So ist sie weiterhin mit der Kosmetikindustrie im „Dialog“ um diese zu einer freiwilligen Ausstieg aus der Nutzung von Mikrokunststoffpartikeln in Kosmetikprodukten zu bewegen.

 

 

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