Unterwegs in einer Parallelwelt

Es ist eine Schande, wie die deutsche Fleischindustrie – und nicht nur die – eingekaufte Menschen ausnutzt.

Nur einen Tag lang war ich im Südoldenburgischen mit Daniela Reim von der Oldenburger Beratungsstelle für Mobile Beschäftigte unterwegs in Oldenburg, Cloppenburg, Ahlhorn und Großenkneten. Und ich bin nachhaltig entsetzt darüber, mit welchen Methoden auch Jahre nach dem ersten öffentlichen Aufschrei und politischen Aktionsprogrammen immer noch systematisch Menschen in Not erniedrigt werden. Und es ist ja nicht nur die Industrie, die von diesen sklavenähnlichen Verhältnissen profitiert, es sind „ganz normale“ Mitmenschen, die ihre leeren Häuser und Wohnungen zu horrenden Preisen vermieten. Häuser und Wohnungen, die vor Schimmel nur so strotzen, wo Leitungen blank liegen und wo sich bis zu vier Menschen ein Zimmer teilen. Schämt euch! Alle bereichern sich an den rumänischen und bulgarischen Wanderarbeiter*innen: Vermieter, Leih- und Werksvertragsfirmen, Firmeninhaber und alle, die die billigen Produkte gerne kaufen.

Wir dürfen hier nicht rein: Daniela Reim von der Beratungsstelle für Mobile Beschäftigte hat mir einen ganzen Tag lang kaum zu begreifende Einblicke in die Parallelwelt der Leiharbeiter*innen und Werksvertragsarbeiter*innen gewährt. Es ist nicht zu glauben, wie sehr die wirtschaftliche Not dieser Menschen ausgenutzt wird. Im Wohnpark Ahlhorn im Landkreis Oldenburg sind bis zu 1.500 Menschen untergebracht. Eigentlich wollte Daniela Reim dort Arbeiter*innen beraten, doch auch meine Anwesenheit hat nicht dazu geführt, dass die Erzeuger von Erdbeeren, die den Wohnpark betreiben, mit uns sprechen wollten. Was die wohl zu verbergen haben?

Wir dürfen hier nicht rein: Daniela Reim von der Beratungsstelle für Mobile Beschäftigte hat mir einen ganzen Tag lang kaum zu begreifende Einblicke in die Parallelwelt der Leiharbeiter*innen und Werksvertragsarbeiter*innen im Südoldenburgischen gewährt. Es ist nicht zu glauben, wie sehr die wirtschaftliche Not dieser Menschen ausgenutzt wird. Im Wohnpark Ahlhorn im Landkreis Oldenburg sind bis zu 1.500 Menschen untergebracht. Eigentlich wollte Daniela Reim dort Arbeiter*innen beraten, doch auch meine Anwesenheit hat nicht dazu geführt, dass die Erzeuger von Erdbeeren, die den Wohnpark betreiben, mit uns sprechen wollten. Was die wohl zu verbergen haben?

Formalrechtlich nennt man sie Werksvertragsarbeiter*innen, Leiharbeiter*innen oder Entsendete. Sie alle eint, dass sie rechtlich vor Ausbeutung kaum geschützt sind – trotz Mindestlohn und Wohnraummindeststandards, die mittlerweile ja eingeführt sind. Eine Gehaltsabrechnung zu lesen ist kein Genuss: Der Arbeitgeber zieht ihnen vom Lohn die Miete für ihr Zimmer ab. So deutlich steht das auf der Gehaltsabrechnung natürlich nicht drauf, sondern ist z.B. als Vorschuß deklariert. Ihnen werden einfach so vom Lohn auch noch GEZ-Gebühren abgezogen, ohne dass sie wissen, was es mit der GEZ auf sich hat. Die Leihgebühr und die Reinigungsgebühr für die Messer, mit denen sie arbeiten, werden ihnen in Rechnung gestellt, manchmal als „Pfand“ deklariert, das sie aber niemals wiedersehen werden. Wenn sie krank sind, gibt es keine Lohnfortzahlung, denn dann nehmen sie aus der Sicht ihres Arbeitgebers unbezahlten Urlaub. Bezahlten Urlaub gibt es für die meisten sowieso nicht. Wenn an Feiertagen die Arbeit ruht, gibt’s auch kein Geld, denn sie werden nach Stunden abgerechnet. Regelmäßig werden auch völlig überhöhte Kosten für den Transport zur Arbeit und zurück einbehalten. Der Hammer ist aber, dass nicht wenige von den Werksvertragsarbeiter*innen zu Beginn ihrer Arbeit von ihren Arbeitgebern jede Menge Papiere vorgelegt bekommen, die sie unterschreiben müssen, denn sonst können sie nicht arbeiten. Diese Papiere sind z.B. auf slowakisch, dessen sie nicht mächtig sind. Dabei unterschreiben sie pro forma auch gleich einen Aufhebungsvertrag für den Fall, dass ihr Arbeitgeber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr mit ihnen zufrieden ist.

Die Menschen kommen aus einer wirtschaftlich aussichtlosen Lage und lassen sich alles gefallen – nur um überhaupt weiterarbeiten zu „dürfen“. Das nutzen wirklich alle in den Prozess eingebundenen Mitmenschen gnadenlos aus. Um ihnen zu einem bisschen Recht zu verhelfen, gibt es Daniela Reim von der Oldenburger Beratungsstelle für Mobile Beschäftigte und sieben weitere Kolleginnen in Niedersachsen. Sie tun, was in ihrer Macht steht, doch natürlich muss der Gesetzgeber schützend sich vor Leiharbeiter*innen aufrichten.

Politiker*innen auf Kreisebene können zumindest bewirken, dass es Mindeststandards für die Unterbringung gibt. Die sind je nach Landkreis unterschiedlich. Niedersachsen sieht sechs Quadratmeter pro Mensch vor und eine Dusche und einen Herd für jeweils vier Personen. Selbst das wird von Vermietern regelmäßig unterlaufen und kontrolliert wird in den seltensten Fällen.

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