Moin, moin alle miteinander,
ich bin Vera, sechszehn Jahre alt und bin seit heute die allererste Praktikantin im Wahlkreisbüro von Peter Meiwald. Sobald man die zehnte Klasse meines Gymnasiums in Rhauderfehn erreicht, steht man in der Pflicht, sich ein Praktikum zu suchen. Nun ja. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen war, aber als ich für dieses Praktikum meine erste Bewerbung überhaupt schrieb, kam ich mir ganz schön alt vor. Nicht im Sinne von „reif“, „weise“ oder „erfahren“, oder was auch immer man mit dem Älterwerden assoziiert, sondern nur alt. Ungefähr ein man-bekommt-Falten-und-nichts-macht-mehr-Spaß-alt. Und wenn man dieses Gefühl zum allersten Mal hat, ist man erstmal schockiert – verdammt, ich werde alt. Mit 16. Das ist doch irgendwie falsch. Nachdem ich dann die erste Stunde, in der ich eigentlich meine Bewerbung schreiben wollte, damit verbrachte, zu googlen woran man erkennt, dass man alt wird, riss ich mich zusammen und dachte über eine Lösung nach. Wenn ich mich nicht während des gesamten Praktikums zu Tode langweilen und alt fühlen wollen würde, dann muss ich mir als logische Konsequenz etwas suchen, was mich wirklich interessiert. Nach drei Stunden und sechs Tutorials über das Verfassen von Bewerbungen schickte ich zwei Bewerbungen ab: eine an eine Anti-Diskriminierungsstelle und eine zweite an das Büro von Peter Meiwald. Grüne Politik beschäftigte mich schon seit langem und die Arbeit eines MdB sowieso. Wie arbeitet ein Abgeordneter wirklich? Wie viel Vorbereitung steckt in einem einzelnen Termin? Und was mich besonders interessiert: wie unterscheidet sich die Arbeitsweise eines Grünen von dem eines CDU-Abgeordneten? Ich hoffe, dass ich darüber noch mehr erfahren werde.
Nachdem ich heute morgen noch ein wenig Panik geschoben habe, ob ich das Büro überhaupt finde (Tipp an alle zukünftigen Praktikanten: mit dem Bus zum Julius-Mosen-Platz, dann in die Richtung der Kirche laufen, so kommt man direkt am Büro der Grünen vorbei. Dort findet man nicht nur das lokale Team um Peter Meiwald, sondern auch das Büro des MdL Susanne Menge und das des Stadtverbandes der Grünen), wurde ich erstmal von Jörg Thom mit einem Tee begrüßt. Da fühlt man sich ja schon fast wie in Ostfriesland. Ich bekam dann eine Führung durch das Büro – wie cool ist es denn bitte, ein grünes Fahrrad als Garderobe zu benutzen? Neben eine Menge Infomaterial sah ich auch den gespentischen Keller und Tische, die sich per Knopfdruck hoch und runter fahren lassen. Danach bekam ich einen ersten Eindruck über die Menge der E-Mails, die die Mitarbeiter jeden Tag bearbeiten müssen. Wussten Sie, dass die Bundestagsabgeordneten nicht Windows 7, sondern Parlakom 7 benutzen? Sieht aus wie Windows, soll aber sicherer sein. Und es gibt ein Bundestagsintranet, das unzählbar viele Dokumente beinhaltet. Ein wenig angsteinflössend. Wie wurden den Abgeordneten diese ganzen Informationen vor dem Internetzeitalter zugängig gemacht?
Mit dieser Schlussfrage beende ich den heutigen Blogeintrag. Sorry für den Roman. Ich melde mich dann die nächsten Tage wieder, oder wenn es Neuigkeiten gibt.
Dienstag
Der Jürgen. Und ein gewisser Frank-Walter. Nicht, dass mir die Personen nicht geläufig wären, aber eigentlich doch viel mehr deren Nachnamen als Vornamen. Politiker! Als! Menschen! Mit! Vornamen! Klingt vielleicht etwas albern, aber stellen Sie sich vor, jemand redet ganz selbstverständlich von der Angela. Ständen Sie da nicht auch auf dem Schlauch? Ich nämlich schon.
Übrigens habe ich heute neben gefühlt tausend Abkürzungen beim Buchen der BPA Fahrten auch einen ganz neuen Begriff gelernt, nämlich den der Postwachstumsökonomie. Ein super spannendes Thema, über das sich weiteres Recherchieren auf jeden Fall lohnt. Außerdem kam ich heute zu der großen Ehre, alle diesjährig zugeschickten Magazine zu sortieren. Mein persönliches Highlight war die Katzen-Zeitschrift. Zwei Standordner konnte ich sinnvoll mit Magazinen und Broschüren zu den Themen „Umwelt“, „Regionales“ und „Wichtiges“ füllen. Die anderen beiden Ordner sind leider voll mit Zeug, das – um es nett zu sagen – nicht besonderes interessant ist. Klar, Boote sind cool – aber muss man das dem Bundestagsabgeordnetem unbedingt klar machen?
Mittwoch
Wenn mich jemand fragt, was mir am meisten an meinem Praktikum gefällt oder mir am besten in Erinnerung bleibt, dann kann ich natürlich viel erzählen. Aber jetzt mal ganz unter uns, und 100% ehrlich, dass das Büro erst um 14 Uhr öffnet, ist ungefähr das Beste was einer Sechszehnjährigen passieren kann. Nur heute, an diesem eisigen Freitag, bin ich schon seit 9 im Büro. Das ist nach sechs Tagen des täglichen Ausschlafens schon ziemlich hart, aber außer dass ich etwa minütlich gähnen muss, geht es mir relativ gut. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass sich mein Teekonsum in den letzten Tagen ungefähr verfünffacht hat.
Konkurrenzbeobachtung. Was ein Wort. Was verbinden Sie als Erstes damit? Spionage? Verräter? Spitzel? Grüne, eingeschleust bei der CSU Fraktion, oder vielleicht auch andersrum? Nö. Den Begriff sollte man nicht überdramatisieren, denn eigentlich ist es simples Googlen.
Im Ammerland gibt es vier Abgeordnete. Und es ist immer gut zu wissen, wie sich unser MdB in der Presse platzieren konnte und in welchem Ausmaß z.B. über den ortsansässigen SPD-Kollegen geschrieben worden ist. Nachdem ich damit den ganzen Vormittag verbracht habe – und jetzt schon keine Lust mehr auf die Online-Version der NWZ verspüre-, konnte ich eine Mail mit gefühlten tausend Links verfassen.
Das war auch schon meine erste Arbeitswoche. Nächste Woche lerne ich Peter Meiwald endlich persönlich kennen und fahre dann Montag und Dienstag mit ihm auf einige Veranstaltungen. Ich bin gespannt, was ich dann noch alles lerne. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Montag
Ich habe Kaffee gekocht. Durchatmen. Kaffee. Ich bin Ostfriesin. Und ich will hier ja keine Vorurteile bestätigen oder so, aber ich kann keinen Kaffee kochen. Oder besser: ich kann Kaffepulver in die Maschine geben, Wasser dazu und einen Knopf drücken. Aber für ein trinkbares Endresultat garantiere ich nicht. Deswegen war ich bisher ganz glücklich, dass wir im Büro eigentlich nur Tee trinken. Eigentlich. Denn heute Mittag hatten wir unsere erste Bürobesprechung und die ist special genug um die Kaffeemaschine wieder einzuschalten. Und das ist die Geschichte, wie ich Kaffee kochen gelernt habe. Und gleichzeitig auch die Geschichte, wie ich Peter Meiwald kennengelernt habe. Der hat diese Woche nämlich Wahlkreiswoche (eher zwei Wahlkreistage, weil der Frank-Walter ihn nach Afrika eingeladen hat) und ihm zu Ehren eben auch die Bürobesprechung inkl. dem bereits erwähntem Kaffe. Es wurden Probleme in der Kommunikation zwischen Berlin und Oldenburg analysiert und da ist mir erst wirklich bewusst geworden, wie schwierig es sein kann zwei Büros führen, die so weit voneinander entfernt liegen. Nach der Bürobesprechung folgte die Bürgersprechstunde und die war mega spannend. Zum ersten Mal in meinem Praktikum kann ich mir es ernsthaft vorstellen, später mal als Abgeordnete zu arbeiten. Das Schicksal von Menschen so hautnah mitzubekommen und wirklich etwas bewegen zu können fasziniert mich. In welchem anderen Beruf kann man wirklich so viel verändern (wünschenswerterweise auch verbessern)?
Dienstag
Tut mir leid, aber den Tag heute fange ich mal nicht mit Nichtigkeiten an. Denn der Abgeordnete war da und da mussten wir natürlich effizient sein – also ehm, soweit es geht. Zuerst war ein Journalist von der NZW da und hat ein Interview mit Peter geführt. Als waschechte Praktikantin saß ich natürlich überhaupt nicht wortreich daneben und war eher Dekoration. Aber hey, ich hab echt viel über den Umgang mit Journalisten gelernt.
Dann saß ich in Peters Bus. Jap, der MdB hat einen roten Bus. Und der ist echt cool 😀 Wir haben uns auf den Weg zu Oeins gemacht, dem Lokalsender in Oldenburg. Und neben Peter waren auch alle anderen Ammerländer Bundestagsabgeordneten da. Wer meinen Blogeintrag über Konkurrenzbeobachtung gelesen hat, wird sich denken können, dass ich alle MdBs schonmal durchgooglen durfte und dementsprechend schon ungefähr wusste, wer da oben sitzt. Natürlich, ich mache mein Praktikum bei den Grünen und das hat sicherlich seine Gründe. Aber wenn man Abgeordnete verschiedenster Parteien in einer so „intimen“ Atmosphäre trifft, kann man echt positiv überrascht werden. Oder negativ. Das war hier zum Glück nicht der Fall, denn z.B. hat der CDU-Kollege Stephan Albani wirklich einen symphatischen Eindruck hinterlassen. Wobei reine Symphatie nie die persönliche Wahlentscheidung beeinflussen sollte. Während der TV-Aufzeichnung war ich sicher von allen Anwesenden am nervösesten. Ich bin nämlich der tollpatschigste Mensch der Welt und ich hatte am Vortag eine Wette mit meiner Cousine abgeschlossen, dass ich im Studio NIX kaputtmachen würde. Aber es liegen einfach verdammt viele Kabel in so einem Fernsehstudio. Wen es interessiert: ICH HABE DIE WETTE GEWONNEN! Neben dem Konzentrieren aufs nicht Stolpern habe ich auch Fotos gemacht. Das durfte ich dann auch in der darauffolgenden Veranstaltung in Schortens. Nachdem Peter alle seine Mitarbeiter mit seinem Bus einsammelte und Klassenfahrts-Flair aufkam, sind wir dann irgendwann im Bürgerhaus in Schortens angekommen. „Wasser in Gefahr!“, dramatischer Titel, dramatische Veranstaltung. Also zumindest meiner Meinung nach, ich bin nämlich nur sterbenslangweile Diskussionen mit meiner Schulklasse gewöhnt. Dagegen war die Wasser-Veranstaltung nämlich doch sehr emotional. Ich fand gerade das total spannend. Wenn verschiedene Meinungen aufeinanderprallen kann es laut, provokant und eigentlich nur interessant werden. Was sehr schön war, war dass immer ergebnisorientiert diskutiert worden ist. Zusammenfassend war mein sechster Tag sicher der aufregendste.
Am Ende der Veranstaltung drängelten wir uns wieder alle in den roten Bus und Peter brachte zuerst die Landtagsabgeordnete Regina Asendorf zum Bahnhof und dann alle seine Mitarbeiter nachhause. Was ein Service!
Freitag
Letzter Praktikumstag. Uffa. Also ich könnte ja mal darüber schreiben, wie viel ich während des Praktikums gelernt habe oder inwiefern ich es mir nun vorstellen könnte, später in die Politik zu gehen. Oder wie wichtig die Basis und Kommunalpolitik ist. Wie viel Politik alleine in einem Ort gemacht wird. Dass man eben doch etwas bewegen kann, wenn man sich engagiert. Wie unabdingbar gute Mitarbeiter sind. Oder darüber, dass mein Mitgliedsantrag für den Parteieintritt ausgefüllt auf meinem Schreibtisch liegt und nur darauf wartet, abgeschickt zu werden. Über all dies werde ich aber nicht schreiben, weil das a) den Rahmen sprengt und b) Sie sich die Antworten sicherlich denken können. Stattdessen beende ich meinen Blogeintrag simpel – nämlich mit dem, was ich mir für die politische Zukunft Deutschlands wünsche.
Ich bedanke mich herzlichst für das lehrreiche Praktikum und hoffe, nicht die letzte Praktikantin im engagierten Wahlkreisbüro von Peter Meiwald gewesen zu sein.
Auf Wiedersehen!
Vera
Moin Vera,
super Blog, mach weiter so, die Heimat (Ostfriesland) braucht gute BotschafterInnen in Oldenburg!
Lieben Gruß
Tammo