Baden-Württemberg hat auf Initiative des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann als einziges Bundesland im letzten Jahr über ein eigenes Sonderkontingent tausend Frauen und Mädchen aus dem Nordirak aufgenommen, die besonders schutzbedürftig sind. Viele von ihnen sind yezidischen Glaubens und wurden deshalb von den Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) mit brutalsten Methoden verfolgt. Sie sind in 22 Kommunen im Land untergebracht, wo sie in Sicherheit leben und auch therapeutisch begleitet werden.
Am vergangenen Freitag und Samstag hatte das Yezidische Forum in Oldenburg eine hervorragende Veranstaltung organisiert mit den drei ehemaligen IS-Gefangenen Nadia Murad (UN-Sonderbotschafterin), Lamija Baschar (Sacharow Preisträgerin) und Farida Khalaf (Autorin „Das Mädchen das den IS besiegte“) und einer Vertreterin des BaWü-Sonderaufnahmeprogramms, Simone Helmschrott.
Mehr als 500 Menschen besuchten die Aula der Cäcilienschule, die kurzfristig als Veranstaltungsort eingesprungen war (Dankeschön an dieser Stelle).
Dabei kam auch noch einmal zur Sprache, dass es weiterhin einen großen Unterstützungsbedarf für die traumatisierten Frauen und Mädchen gibt, die dem IS entkommen konnten und nun im Nordirak unter schwierigsten Bedingungen und ohne medizinische und psychologische Unterstützung leben. Wir dürfen auch die mehr als 3.500 versklavten Frauen und Mädchen nicht vergessen, die nach wie von den Schergen des IS gefangen gehalten werden.
Konkret gibt es dazu drei Hauptforderungen:
- Einrichtung einer humanitären Schutzzone im Shingal-Gebirge;
- Aufbau weiterer Sonderaufnahmeprogramme analog zum Programm Baden-Württembergs zur Aufnahme von traumatisierten Frauen und Mädchen aus vom IS verfolgten Gruppen; aktuell warten noch etwa 2.500 Frauen und Mädchen zzgl. ihrer Angehörigen im Nordirak und auf den Fluchtrouten auf eine solche Unterstützung (weitere etwa 3.500 befinden sich noch in der Gewalt des IS);
- die aktuelle Abwicklung der Familienzusammenführung führt in der Praxis immer wieder zu extremen humanitären Härten sowohl durch die Wartezeit bei den Konsulaten, um überhaupt Anträge stellen zu können, als auch durch bürokratische Prüfverfahren u.a. offenbar auch in der Hand des niedersächsischen LKA.
In einer bewegenden Rede hat die UN-Sonderbotschafterin gegen den Menschenhandel, die Yezidin Nadia Murad, die Hoffnung auf eine sichere Zone für die ums Überleben kämpfenden Yeziden im Irak vermittelt. Solange dort keine Lösung für die religiösen Minderheiten gefunden werde, machten sich diese Menschen nach Europa auf. Murad forderte Muslime und ihre staatlichen und religiösen Oberhäupter auf, sich öffentlich gegen Extremismus, Terror und Gewalt auszusprechen und andere Religionen und Ethnien zu respektieren.
Die 23-jährige kämpft gegen die Versklavung ihrer Glaubensschwestern im Nordirak durch den IS und dafür, dass die Terroristen vor ein internationales Gericht kommen. Murad und die anderen aufgenommenen Frauen und Kinder leben im Südwesten an geheimen Orten, um zu verhindern, dass IS-Kämpfer sie aufspüren.
Bei der zweitägigen Tagung habe ich ein Grußwort gesprochen, dass ihr gerne hier anschauen könnt.
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