Miras Blog

Blogbeschreibung

Ich bin Mira,  15 Jahre alt und gehe in die 10. Klasse. Ich  werde die nächsten zwei Wochen ein Praktikum bei Peter Meiwald machen und möchte mir in dieser Zeit  einige Fragen beantworten. Ich wollte diesen Praktikumsplatz bekommen, da ich mich sehr für einen Beruf im Bereich Politik interessiere und gerne herausfinden möchte ob der Bereich Politik  überhaupt ein Beruf ist, in dem man  richtig etwas verändern kann und wo dort die Schwierigkeiten liegen. Was die Motivationen der Politiker sind, würde ich auch gerne erfahren.  Außerdem erwarte ich von meiner Praktikumszeit, dass ich mir viel Wissen über aktuelle politische Themen aneignen kann  also zum Beispiel möchte ich auch so viel Zeit wie möglich im Plenarsaal verbringen, den Reden zuhören und mir überlegte Meinungen bilden. Den Alltag von Peter Meiwald und seinen Kollegen möchte ich auch  gerne miterleben und deren Themengebiete verstehen. Am Ende des Praktikums möchte ich alle Parteien und vor allem die neue Regierung im Bundestag und die Grünen besser einschätzen und bewerten können und ich würde gerne wissen ob ich zu einem Beruf in der Politik passe.

Tag 1

Nachdem
ich durch die Sicherheitskontrolle am Eingang des Jakob-Kaiser Hauses bis auf
die Abnahme meines Atomkraft-Nein Danke-Steckers ohne Probleme durchgekommen
war, erlebte ich im Büro von Peter Meiwald meine erste Bürobesprechung, bei der
ich einen ersten Einblick in den Alltag im Büro bekam. Was für mich sehr interessant
ist, sind vor allem die Themengebiete, mit denen sich Peter Meiwald beschäftigt
weil ich mich  in der Schule auch in
einer Klimaretter-AG engagiere mit der ich immer Projekte organisieren bei
denen wir unsere Mitschüler über den Klimawandel und den Umweltschutz
informieren. Außerdem habe ich das Gefühl, dass  es gerade eine sehr gute Zeit für ein
Praktikum in der Politik ist, da viele Arbeitskreise gerade ihre ersten Treffen
haben und ich die Anfänge mitbekommen kann, was ich sehr interessant finde. Was
mir an diesem Tag schon sehr gut gefallen hat war, dass sich die Grünen viel
über Themen wie die Energiewende unterhalten haben, wodurch ich das Gefühl bekommen
habe, dass sie auch wirklich „grüne Interessen“ haben und sich von den anderen
Parteien vielleicht doch mehr unterscheiden als ich dachte. Die drei Sitzungen,
bei denen ich dabei sein durfte, waren von den Themen her sehr interessant,
unter anderem die AG Energie und Klima. Allerdings fällt es mir noch sehr
schwer bei den ganzen Fachbegriffen und dem Wissen der anderen nicht den roten
Faden zu verlieren. Doch  nach diesem
ersten Tag habe ich schon einiges dazugelernt und Abkürzungen entschlüsseln
können da alle sehr hilfsbereit sind und meine Fragen immer beantwortet werden.

Miras Praktikumsblog

Tag 2

Durch die unterirdischen Gänge ging ich am zweiten Tag vom Jakob-Kaiser Haus zum Paul-Löbe Haus, in dem die erste Sitzung des Arbeitskreises für Umwelt, Energie etc. stattfand. Dort wurden spannende Themen, wie der neue Fleischatlas, die PKW-Maut und die Problematik mit Braunkohle angesprochen, bei denen ich versucht habe so viel wie möglich zu verstehen. Außerdem wurde zur Teilnahme an der Demo gegen Agrarindustrie und Massentierhaltung aufgerufen, die am 18. Januar 2014 um 11 Uhr am Potsdamer Platz beginnt. Auch ich kann diese Demo nur empfehlen! Anschließend konnte ich im Reichstag bei der Fraktionssitzung der Grünen dabei sein. Was mir dort auffiel, war, dass sehr darauf geachtet wurde, dass gleich viele Männer wir Frauen bei Debatten mitredeten und außerdem wurde die Redezeit begrenzt. Es wurde über die außerpolitische Situation in der Türkei gesprochen, über die ich mich jetzt auch nochmal genauer informieren will. Hier bekomme ich bruchstückhaft so viel über verschiedenste, interessante innen-und außenpolitischen Themen mit, die ich in meinem normalen Schulalltag trotz mehr oder weniger intensivem Zeitunglesen wahrscheinlich nicht bemerken würde. Das gefällt mir sehr gut und ich hoffe, dass ich die Zeit noch gut dafür nutzen kann, so viele politische Themen wie möglich zu verstehen!

 

Tag 3 und 4

Am Mittwochmorgen wurde die Sitzung des Umweltausschusses. , verkürzt indem der Tagesordnungspunkt Gen-Mais, den die Grünen beantragt hatten wollten, von der Tagesordnung gestrichen wurde und zwar von der Großen Koalition – mit der Begründung, dass der federführende Landwirtschaftsausschuss den Punkt auch vertagt.

Vor allem, weil ich das Thema sehr wichtig finde, da aktuell über eine neue genmanipulierte Maissorte entschieden werden muss, aber auch, weil ich es unsympathisch finde, dass die Regierung das Thema einfach aus dem Plenum gestrichen hat, bin ich etwas verärgert. Ansonsten habe ich den restlichen und den darauffolgenden Tag dazu genutzt das „Gelände“ zu erkunden.

Von Kindergarten über einige Restaurants bis zur Sporthalle wurde nichts ausgelassen. Am besten hat mir die Bibliothek gefallen, die man über die lange Brücke über der Spree erreicht. Dort befindet sich eine riesige Ansammlung von alten und neuen Büchern wobei die alten teilweise hundert Jahre alt sind.

Tag 5

 

Der Freitag war für mich besonders spannend, weil ich im auf der Besuchertribüne im Plenarsaal saß und mir dort die Debatte über die Flüchtlingspolitik in der EU angehört habe. Der Antrag wurde von den Linken gestellt und ich finde dieses Thema wichtig und spannend.

Was ich allerdings sehr schlimm finde, ist, dass die Opposition innerhalb von eineinhalb Stunden nur 12 Minuten Redezeit hat. Wenn diese 12 Minuten aufgebraucht sind, wird die Debatte sehr einseitig, weil auch die SPD sich mit ihren Standpunkten nicht mehr auffällig von denen der CDU/CSU unterscheidet, wodurch dann die vielen Redner aus der Regierung in den restlichen 48 Minuten,so ziemlich das gleiche sagen.

Vor allem gab es Meinungsverschiedenheiten zu dem Thema Frontex. Die Linken wollen Frontex abschaffen, weil sie sagen, dass Frontex nur die europäischen Grenzen, nicht aber die Flüchtlinge schützt. Die CDU/CSU hält Frontex für wichtig, unter anderem auch, weil die Organisation Menschen aus Booten im Mittelmeer gerettet hat, wobei die Redner sich bei der Anzahl der geretteten Menschen gelegentlich widersprochen haben. Hier musste ich wieder einmal verzweifelt feststellen, dass die Opposition zwar viel, oder in dem Fall wohl eher wenig, reden kann aber die Regierung dennoch mit ihrer Mehrheit hauptsächlich entscheiden kann. Da stelle ich mir dann auch häufig die Frage ob die Regierung nicht auch weniger machen kann als ich denke, weil doch eigentlich die Konzerne und die Lobbys am längeren Hebel sitzen?

Da muss man schon viel Kraft haben um in der Politik seine Hoffnungen und Ideale nicht zu verlieren. Allerdings stimmen mich Gespräche mit Abgeordneten der Grünen und mit Peter Meiwald immer wieder optimistisch.

 (Bilderschau, einfach draufklicken!)

Vor dem Fraktionssaal

Vor dem Fraktionssaal von Bündnis 90/die Grünen im Reichstag

Tag 6

Den Montag habe ich damit verbracht, mehr über den Betrieb herauszufinden, in dem ich mein Praktikum mache. Der Betrieb, in dem ich mein Praktikum mache, nennt sich Bündnis 90/Die Grünen. Dabei handelt es sich um eine oppositionelle Partei im Bundestag. Die Geschichte und Entstehung der Grünen beginnt vor dem Mauerfall, als in West-und Ostdeutschland unabhängig voneinander Umweltbewegungen entstanden. In der Mitte der 1970er Jahre gab es einige soziale Bewegungen unter anderem für Freiheit, Umweltschutz und Menschenrechte. Eine entscheidende Bewegung für die Umwelt war die Anti-Atomkraft Bewegung, welche von einem Großteil der Bevölkerung unterstützt wurde und trotzdem wenig politisch verändern konnte bis auf die Sensibilisierung der Bevölkerung, welche ein wichtiger Schritt war.

Aus diesen Demonstrationen gründete sich in Westdeutschland am 13. Januar 1980 in Karlsruhe die Grüne Partei, in Ostdeutschland gründete sich nach der Wende aus den Menschen, die auch die friedliche Revolution mitbegleitet hatten die Partei das Bündnis 90. Die westdeutschen Grünen und die ostdeutschen von Bündnis 90 schlossen sich im Jahre 1993 zu der Partei Bündnis 90/die Grünen zusammen. Während sowohl die Grünen Gruppen aus Ostdeutschland als auch die Grünen aus Westdeutschland vor und nach der Wende politisch aktiv waren und zum Beispiel nach der Wende als Bundestagsgruppe getrennt voneinander im Parlament saßen, gelang es dem Bündnis 90/die Grünen im Jahre 1994 erstmals in den Bundestag einzuziehen. Im Jahre 1998 wurden die Grünen das erste Mal Regierungspartei durch die Koalition mit der SPD und seit 2005 ist Bündnis 90/die Grünen wieder eine Oppositionspartei.

 

Tag 7

Am Dienstag habe ich wieder etwas Besonderes erlebt. Wir waren bei der Grünen Woche. Vorher  habe ich mich erst mal mit der Grünen Woche allgemein und der Kritik an ihr beschäftigt. Der Name „Grüne Woche“ ist keine Bezeichnung für eine politische Richtung, sondern soll den Zusammenhang zu Agrarwirtschaft und Grünen Pflanzen darstellen.  Auf der großen Agrarmesse stellen 1650 Aussteller ihre Produkte und Ideen vor, wobei nur einige sich mit Ökologie oder Nachhaltigkeit beschäftigen. Die Grüne Woche ist  in vielerlei Hinsicht eine Werbeveranstaltung, ein Kennenlernen von fremden Produkten und außerdem eine Veranstaltung, die den Konsum der Gesellschaft unterstützt. Zum großen Teil den Konsum von Produkten, die eben nicht umweltfreundlich, sondern sogar umweltschädlich sind. In so einer Halle drin zu stehen und mit diesen Gedanken die Atmosphäre wahrzunehmen, ist seltsam. Wir haben uns natürlich hauptsächlich in der ökologischen Abteilung bewegt, vor allem in dem Bereich, in dem Firmen ihre Konzepte zur Nutzung von regenerativen Ressourcen vorgestellt haben. Also zum Beispiel eine Firma, die mit Biomasse Strom erzeugt. Dort wurden dann Visitenkarten ausgetauscht und Anliegen besprochen, die in der Politik behandelt werden sollten, wobei ich mir hier die Frage gestellt habe ob es auch „guten Lobbyismus“ gibt.

Auch durch die Tierhalle sind wir kurz durchgelaufen und dort hat es mir nicht sehr gut  gefallen. Die Tiere haben es dort an sich nicht schlecht abgesehen vielleicht von zu viel Aufregung wegen dem Transport und wegen den Besuchern. Auch die Bewegungsfreiheit könnte natürlich großzügiger sein. Ich verstehe nicht, wozu man diesen Aufwand betreibt und Tiere „aus der ganzen Welt“ in eine Halle nach Berlin befördert. „Kulturaustausch“ hin oder her. Außerdem ist es immer wieder seltsam mit anzusehen, wenn jemand begeistert ein Rind streichelt, welches zu einer Rasse gehört, die für die Fleischerzeugung gezüchtet wird und kurz darauf beherzt in eine Bockwurst beißt. Ich habe das Gefühl, dass die Zusammenhänge zwischen Lebewesen und Fleischgerichten bei der Grünen Woche noch undeutlicher gemacht werden als sie sowieso schon sind, trotz der eigentlichen Nähe.

Trotzdem war es spannend, weil ich einiges mitbekommen habe und auch weil es zwischen all den Ausstellern zum Beispiel auch einen kleinen Kräuterbauer gibt, der aus der selbstangebauten Ernte Pesto herstellt, das sehr lecker ist.

 

Fazit

Meine Erwartungen wurden absolut bestätigt. Ich habe einiges gelernt, was politische Themen angeht und auch die einzelnen Parteien kann ich nun besser beurteilen. Trotz meinem Vorsatz neutral zu bleiben, ist es mir doch nicht ganz gelungen meine vorherigen Meinungen nicht in die neuen Eindrücke mit einfließen zu lassen. Allerdings sind mir einige Parteien noch unsympathischer und andere Parteien widererwartend kompetent aufgefallen. Ich bin froh, dass ich in so einer spannenden Phase mein Praktikum machen konnte und freue mich schon darauf, in den nächsten vier Jahren sehen zu können, welche Versprechen gehalten werden.

Es hat mir viel Spaß gemacht so viel Neues zu entdecken. Besonders gut hat mir gefallen, dass alle Menschen, die ich getroffen habe und vor allem die, die für Peter Meiwald arbeiten, so offen sind, dass viele gute, interessante und lehrreiche Gespräche entstanden sind, die mich weitergebracht haben.

Wenn ich an meine Zukunft denke, finde ich, dass man den Bundestag durchaus mit einer Schülervertretung vergleichen kann. Die Arbeitsweise, sich zu treffen und dann Projekte zu entwickeln und mit anderen darüber zu diskutieren ist ähnlich. Außerdem nicht alleine entscheiden zu können, sondern meistens immer noch eine oder mehrere Instanzen über sich zu haben, wodurch alles erschwert wird. Da mir die Arbeit in der Schülervertretung sehr gut gefällt, und natürlich auch aus anderen Gründen, kann ich mir gut vorstellen, auch einmal als Abgeordnete im Bundestag zu arbeiten.

Wenn man über 18 Jahre alt ist, kann man durch ein Direktmandat oder über die Landesliste einer Partei als Abgeordneter in den Bundestag kommen. Menschen aus fast allen Berufen können Abgeordnete werden, es gibt viele Juristen und Lehrer, aber Peter Meiwald ist zum Beispiel Dipl.-Pädagoge. Ein Abgeordneter wir immer für eine Legislaturperiode, also für 4 Jahre gewählt und kann in dieser Zeit versuchen etwas zu verändern indem er in Plenarsitzungen Reden hält oder Zwischenfragen stellt. Auch durch Anträge an den Bundestag können Schwerpunkte gezeigt werden.

Viel Arbeit für den Abgeordneten

Viel Arbeit für den Abgeordneten

Mir ist durchaus bewusst, dass ein solcher Beruf viel Verantwortungsbewusstsein und vor allem Interesse verlangt. Die Arbeitszeiten variieren immer aber es gibt immer etwas zu tun. Gerade während den Sitzungswochen gibt es viele Einladungen zu allen möglichen Veranstaltungen, dann muss man in seinem Wahlkreis den Kontakt halten und sich nebenbei noch über die relevanten politischen Themen informieren. Die vielen Termine und Anfragen können sehr anstrengend sein, allerdings kann die Tatsache, dass einem Politik und ein Mitspracherecht wichtig ist, auch ein sehr gutes Gefühl bei der Sache geben. Allerdings ist vor allem in den Sitzungswochen ein intensives Familienleben nicht recht möglich und vielleicht auch generell nicht möglich durch die vielen Gedanken an die Politik. Trotzdem glaube ich, dass das Gefühl mitreden zu können, einen ausreichenden Ausgleich darstellt. Außerdem muss man hier wahrscheinlich „einfach“ Prioritäten setzen.

Ich bin voll von neuen Interessen und Gedanken und dankbar für diese Zeit!

 

 

Na, dann gehen wa' mal!

Na, dann gehen wa‘ mal!

4 Kommentare zu “Miras Blog
  1. Jörg Thom sagt:

    Hallo Mira!

    Glückwunsch, dein erster Blog-Eintrag!
    Das wird eine aufregende Zeit für dich, kleine Klimaretterin! Viel Spaß!

    CU Jörg

  2. Julian sagt:

    Eine sehr schöne Idee und sicher eine aufregende Woche für Mira.
    Viel Glück bei Deiner Karriere in der Politik. 🙂

    Julian

  3. Selma sagt:

    Hallo Mira,
    ich merke schon, dass du ganz viel Spaß hast bei deinem Praktikum und freu mich drauf, dich bald wieder erzählen hören zu können.
    Schicke Fotos übrigens!

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