Wieder eine Fortsetzung des Friesenbrücken-Dramas – was bisher geschah: Im Dezember 2015 kracht ein Frachtschiff bei Rot in die fast 70 Jahre alte Friesenbrücke über der Ems bei Weener, einem beschaulichen Städtchen. Die längste Klappbrücke Europas für die Bahnlinie Groningen – Leer war geschlossen. Und nun völlig zerstört, der Bahnverkehr seither unterbrochen, die Fußgänger- und Radfahrer kommen auch nicht mehr rüber. Der Lotse und der Brückenwärter sollen sich nicht verstanden haben. Und keiner versteht seither hüben und drüben der Brückenruine, dass viel geredet und versprochen wird – aber nichts passiert. Eine Task-Force soll es richten, die ein gewisser Herr Grube ins Leben gerufen hatte. Repariert sollte die Friesenbrücke werden, doch ringen die Verantwortlichen vor allem untereinander.
Zu Ostern will uns die Friesenbrücken-Task-Force nun ein Ei ins Nest legen. Wie das wohl aussehen mag? Die Bürger beiderseits der Brücke fühlen sich jedenfalls wortwörtlich abgehängt durch die Verantwortlichen und durchschauen das Drama sehr wohl: Seit im Herbst plötzlich die Meyer-Werft die Bühne betreten hat, geht es in den Verkehrsministerien in Berlin und Hannover nur noch um einen Teil-Neubau zugunsten der Werft. Alles andere scheint unwichtig zu sein.
Dass wir dadurch jetzt schon ein weiteres halbes Jahr verloren haben und dann insgesamt mindestens noch weitere sieben Jahre auf eine neue Brücke warten dürfen: Egal. Dass immer noch keine Fährlösung für Pendler und Touristen in Sicht ist: Egal. Das große Interesse der Niederländer, möglichst schnell zumindest wieder eine durchgehende Bahnverbindung zu haben: Drittrangig. Dass der Schienersatzverkehr zwischen Weener und Leer keinen Anschluß Richtung Bremen bietet und der Reisende fast eine Stunde warten muss: Wen interessiert es? Dass die wachsende Zahl an Fahrradtouristen, die Teilstrecken per Bahn zurücklegen, ihr Rad in den Bussen generell nicht mitnehmen kann, ist auch scheinbar noch niemanden aufgefallen. Doch die Verantwortlichen haben alle Zeit der Welt.
Wenn am Ende wenigstens eine zukunftsfähige Brücke da stände, die perspektivisch auch eine schnelle Eurocity-Verbindung von Amsterdam über Groningen und Oldenburg nach Hamburg und auch die Verlagerung von LKW-Transporten auf die Schiene ermöglichen würde, wäre die Wartezeit ja vielleicht sogar noch zu rechtfertigen. Zeitverlust und millionenschwere Mehrkosten aber nur als Klientelpolitik für ein einziges Unternehmen – über die Bedürfnisse der Bürger hier und Nachbarn jenseits der Grenze hinweg – das ist den Bürgern und Steuerzahlern nicht zu vermitteln. Aber auch das ist egal, denn für die Verantwortlichen scheint Ostfriesland sehr weit weg zu sein.
Schreibe einen Kommentar