Echt GRÜN

Das Landvolk hat mich zu einem Hofpraktikum nach Eversten an den Stadtrand Oldenburgs zum Milchviehbetrieb Boltes eingeladen. Die dritte Generation mit Maren und Tanja Boltes hat mich unter ihre Fittiche genommen und mir erst einmal im Melkstand gezeigt, wie Kühe gemolken werden. 120 Kühe werden morgens ab fünf Uhr dreißig gemolken. Das dauert so ungefähr bis acht Uhr. Dann fährt der Milchtankwagen der Molkerei vor, füllt die frische Milch ab und dann gab’s ein leckeres Frühstück für die Lehrenden und für mich Lernenden.

Ich habe mich darüber gefreut, dass mich Familie Boltes zu sich auf den Hof eingeladen haben, denn die zwingend notwendige Veränderung der Landwirtschaft geht nur gemeinsam mit den Landwirten. Und das funktioniert nicht von jetzt auf gleich, sondern ist ein Prozess, der bestenfalls mit Gesprächen in Gang gebracht wird. Da ist ein Hofpraktikum ideal, um sich gegenseitig kennen zu lernen und Positionen auszutauschen.

Als Umweltpolitiker stelle ich mir die Förderung einer bäuerlichen Landwirtschaft vor, die gesunde und damit hochwertige Lebensmittel herstellt und entsprechend dem Tierwohl, dem Arten-, Wasser-, Boden- und Klimaschutz wirtschaftet. Über einen verminderten Flächenverbrauch und eine umweltverträglichere Flächennutzung müsste sich alle Beteiligten auch einig werden. Die Konsument*innen dürfen wir bei allen diesen Überlegungen nicht aus dem Blick verlieren. Der Verbraucherschutz ist häufig ein wenig außen vor. Deswegen bin ich auch so überzeugt davon, dass die aussagekräftige Kennzeichnung von Produkten sehr wichtig ist. Seitdem die Kennzeichnung von Eiern eingeführt worden ist, geben die Verbraucher*innen die Antwort: Die meisten Eier stammen seitdem aus Freihaltung. Gäbe es eine solche Kennzeichnung auch für Schweinefleisch z.B., würden sich meiner Einschätzung nach immer mehr Konsument*innen für mehr Qualität aussprechen und auch mehr Geld dafür bezahlen. Lebensmittel ohne Gift und ohne Tierquälerei sind gesellschaftlich gewünscht und stehen gar nicht zur Diskussion. Immer mehr Menschen möchten die industrielle Landwirtschaft umbauen. Denn: Tierleid, Güllefluten, verschmutztes Wasser, zunehmend unfruchtbare Böden, Artensterben, Gift auf dem Acker und im Essen sind ihre Folgen.

Maren und Tanja haben mich die Kälber füttern lassen. Die Kälber bekommen frische Milch und trinken ordentlich jede Menge aus einem Eimer mit Saugnapf. Und den Abkalbestall habe ich eingestreut. Familie Boltes hat eine Milchtankstelle, die rund um die Uhr geöffnet hat. Und von einem befreundeten Kollegen nicht weg am Kanal gelegen verkauft sie Eier. Die verkaufen sich nicht erst seit dem Eierskandal gut. Meines Erachtens ist eine der zentralen Fragen unserer Zeit: Wie stellen wir unsere Lebensmittel her und wie verbrauchen wir sie? Ich möchte eine Landwirtschaft, die mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie, die Tiere würdig behandelt, das Klima schützt und die Artenvielfalt bewahrt. Eine Landwirtschaft, in der Bäuer*innen ein gutes Auskommen haben und faire Preise erhalten, in der Bauernhöfe nicht zu riesigen Agrarfabriken wachsen müssen, um zu überleben. Umwelt- und Tierschutz dürfen kein Wettbewerbsnachteil sein, den erhöhten Aufwand wollen wir daher ausgleichen und belohnen. Wir GRÜNEN fördern eine Landwirtschaft ohne Gentechnik, Antibiotikamissbrauch und Unmengen an Pestiziden. Unser Leitbild bleibt der ökologische Landbau. Aber auch die konventionelle Landwirtschaft muss auf der gesamten Fläche umweltverträglicher werden.

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