Peterchens Moorfahrt

Niedersachsen ist Deutschlands Torfregion Nummer eins. So sind immer noch etwa 14% der Fläche Niedersachsens von mehr oder vor allem weniger lebendigem Hochmoor bedeckt. Durch seinen hohen Wassergehalt bei extrem niedrigem Nährstoffgehalt war und ist das Moor für viele Tiere und Pflanzen ein recht lebensfeindlicher Ort. Andererseits hat es „Spezialisten“ hervorgebracht, die nur hier vorkommen – wie eben die Torfmoose oder auch z.B. den Sonnentau. Und so wundert es nicht, dass der Mensch erst seit 800 Jahren daran ist, auch das Moor als Lebensraum für sich der Natur abzuringen, in unserer Region mit ihrer Fehnkultur sogar noch viel später. Als Weideland ist das Moor auch heute noch karg und als Siedlungsgrund nach wie vor morastig.

Das Thema Moor ist ein heikles: Klimaschutz, Naturschutz, zukunftsfähige Landwirtschaft und die Interessen des Erwerbsgartenbaus und der Erdenwirtschaft haben unterschiedliche Ziele. Lösungen diskutierten gemeinsam (v.l.nr.) Ulf Dunkel KV Cloppenburg, Gastgeber Johann Brinkmann,  Betriebsleiter der Scharreler Griendtsveen AG, ich, Manfred Lorenschat, KV Cloppenburg, und Hanso Janssen, agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion.

Das Thema Moor ist ein heikles: Klimaschutz, Naturschutz, eine zukunftsfähige Landwirtschaft und die Interessen des Erwerbsgartenbaus und der Erdenwirtschaft haben sehr unterschiedliche Ziele. Lösungen diskutierten gemeinsam (v.l.n.r.): Ulf Dunkel KV Cloppenburg, Gastgeber Johann Brinkmann, Betriebsleiter der Scharreler Griendtsveen AG, ich, Manfred Lorenschat, KV Cloppenburg, und Hanso Janßen, agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion.

Als Grünen ist uns der Schutz der Moore, ihrer Biodiversität und ihrer klimaschützenden Funktion als wichtige CO2-Senke seit langem ein besonderes Anliegen. Gleichzeitig sehen wir natürlich die Bedürfnisse der Moorbauern, die seit mehreren Generationen Moor bewirtschaften, und auch jene der Gärtnerei und der Erdenwirtschaft. Es gibt hier einen echten Zielkonflikt zwischen Klimaschutz, Naturschutz, zukunftsfähiger Landwirtschaft und den Interessen des Erwerbsgartenbaus und der Erdenwirtschaft, der keine einfachen Antworten ermöglicht.

Deswegen bin ich dem KV Cloppenburg so dankbar, dass er zum Thema Moor einen politischen Ausflug in die sogenannte Esterweger Dose im Dreieck der Landkreise Emsland, Leer und Cloppenburg angeboten hat.

Mit der Neuaufstellung des niedersächsischen Landesraumordnungsprogramms (LROP) soll nun diesen Erkenntnissen angemessen Rechnung getragen werden. Die bisher festgeschriebenen Vorranggebiete für Torfabbau sollen drastisch verkleinert werden, um auf der anderen Seite Moorerhalt und auch die Renaturierung, Wiedervernässung und Moorentwicklung zu stärken. Dabei bleiben natürlich bestehende Torfabbaugenehmigungen, die in der Regel die Folgenutzung „Naturschutz“ beinhalten, unangetastet.

Um mit zukünftig kleineren Abbaumengen den Substratmarkt versorgen zu können, muss sich auch die Nachfragemenge reduzieren, sonst würden wir ja nur unser Klima- und Umweltproblem ins Baltikum oder nach Russland exportieren. Ein wichtiger erster Schritt zur Reduzierung des Torfverbrauchs in Deutschland ist meines Erachtens sicherlich die Beendigung des unnötigen Torfeinsatzes im Privatgartenbereich. Damit könnte in kurzer Zeit etwa 50 % des Torfverbrauches eingespart werden. Gleichzeitig muss gemeinsam mit Gartenbaubetreiben, Forschungseinrichtungen und den Substratwerken die Forschung an torffreien Alternativen für den Baumschul- und Gärtnereibereich dringend weiterentwickelt werden. Auch die „Torfzucht“ (Peat-Farming), die von einigen Torfwerken in Kooperation mit der Uni Greifswald entwickelt wird, könnte vielleicht in der Zukunft einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten. Wichtig ist dann natürlich, dafür nicht neue Hochmoorflächen zu zerstören.

Soll daneben die klimaschädliche Degeneration des Moores auch auf den bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen gestoppt und nicht nur verlangsamt werden, müssten diese Flächen systematisch wiedervernässt werden. Da diese damit der Landwirtschaft verloren gingen, ist das nicht überall möglich. Vielmehr muss hier ein Interessenausgleich mit dem Ziel der Ermöglichung einer zukunftsfähigen und existenssichernden ökologischen Landwirtschaft in der Region stattfinden. Extensivierungen und nachvollziehbare Ausgleichsregelungen müssen dabei ebenso diskutiert werden wie Flächenverluste, die der Landwirtschaft durch Straßenbau oder ungezügelte Siedlungsentwicklungen zugemutet werden. Für den Naturschutz gilt es, zunächst die Flächen zu renaturieren, die sich im öffentlichen Eigentum befinden und Biotopverbünde herzustellen. Um für die Entwicklung lebendiger Hochmoorlandschaften notwendige Flächen anzukaufen, ist es dem Umweltministerium gelungen, in der laufenden EU-Förderperiode bis 2020 32 Millionen Euro aus dem EFRE-Fonds der EU für Flächenkäufe einzuwerben. Das Landwirtschaftsministerium stellt ergänzend 15 Millionen Euro aus dem ELER-Programm zur Verfügung.

Bei dem mehrstündigen Ausflug in die Esterweger Dose haben die mehr als 60 Gäste und ich zweierlei deutlich wahrgenommen: Zum einen ist sie ein Gebiet, in dem Torfabbauverträge teilweise bis 2036 bestehen. Also Torfloren-Schienen, so weit das Auge reicht, und Bagger. Als Nachnutzung auf den abgetorften Teilen ist die Renaturierung vorgeschrieben, was auch an manchen Stellen schon erstaunliche Ergebnisse zeigt. Weite Teile sind als Naturschutzgebiet und als Natura 2000 Gebiet geschützt. Andererseits wäre es für den Naturschutz natürlich günstiger gewesen, wenn zentrale Bereiche der Esterweger Dose im Ursprungszustand erhalten geblieben wären. Diese Diskussion ist jedoch passée. Am Beispiel der Esterweger Dose ist erkennbar: Torfabbau stellt einen erheblichen Eingriff in gewachsene Moorstrukturen dar. Die Herausforderungen sind immens, gleichzeitig war es ermutigend, in Ansätzen zu sehen, was für den Naturschutz möglich wäre, wenn es endlich einen Management-Masterplan für das Gebiet, optimalerweise koordiniert mit dem Masterplan Ems, geben würde.

Dazu hier noch ein kurzes Video der neuen Reihe „Peter Meiwald unterwegs“:

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